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Hoffnungszeichen für zukunftsfähige Waldwende

Engelskirchen - Mit der Aufforstung von rund fünf Hektar zukunftsfähigen Klimawaldes in der Aggeraue setzen das Stift Ehreshoven und die Umweltorganisation "Life Terra" ein "wachsendes" Zeichen gegen die Folgen des Klimawandels.

Von Ute Sommer

In der Waldbestandserhebung 2020 bescheinigt das Bundesumweltministerium den deutschen Wäldern einen "besorgniserregenden Zustand", durch die Borkenkäferplage und extreme Trockenheit fielen allein in NRW bisher zwölf Millionen Kubikmeter Schadholz an. Das bedrohliche Ausmaß des Waldsterbens wird schon beim Blick in die heimische Landschaft überdeutlich. Ein Hoffnungszeichen für eine ökologische Waldwende setzt die Klimaschutzorganisation „Life Terra“, die in Zusammenarbeit mit Waldbesitzern und Forstleuten in Zukunft eine nachhaltige, europäische Forststrategie umsetzten möchte.

Als Gründer der Life-Terra-Stiftung und passionierter Naturschützer möchte der Niederländer Sven Kallen mit Gleichgesinnten auf europäischer Ebene 500 Millionen neue Baumsetzlinge pflanzen, so dass symbolisch jedem Europäer ein Baum zukommt. Neben dem aktiven Zeichen gegen den Klimawandel und der erstrebten, nachhaltigen Biodiversität steht für den überzeugten Europäer Kallen die Idee des Nationen-übergreifenden, gemeinsamen Handelns zum Wohle kommender Generationen mit im Mittelpunkt seines Projektes.

"Wir befinden uns in einem historisch entscheidenden Moment, an dem sich die Menschen aktiv an Initiativen gegen die Klimawandel beteiligen möchten", unterstrich der in Spanien ansässige Öko-Aktivist bei der Eröffnung des ersten "Klimawaldes", der seit März 2021 in der Aggeraue bei Engelskirchen Wurzeln geschlagen hat. Auf Vermittlung von Alexander Boehmcker stellte das Stift Ehreshoven als erster deutscher Projektpartner fünf Hektar seines forstwirtschaftlichen Betriebes zur Verfügung, auf denen nun rund 20 Baumarten, wie Eichen, Zedern, Linden, Kastanien, Mammutbäume in Mischbeständen unter wissenschaftlicher Beobachtung gedeihen.

Im Auswahlprozess wurden Parameter wie Bodenbeschaffenheit, Klima, Biodiversität und lokale, waldbauliche Strukturen berücksichtigt, Beratungen mit einer örtlichen und spanischen Baumschule geführt, die Expertise des Regionalforstamt eingeholt und Fachleute für Waldökologie der Universitäten Barcelona und Wageningen konsultiert. Das Premieren-Projekt in Ehreshoven wurde mit finanzieller Unterstützung der Wohltätigkeitsorganisation „One Tree planted“ realisiert.

Über einen Zeitraum von drei Jahren werden 19.000 Setzlinge spanischer Provenienz mit einer entsprechenden Referenzfläche deutschen "Baum-Nachwuchses" beobachtet, vermessen, fotografiert und ihr Gedeihen dokumentiert, um neue Erkenntnisse über waldbauliche Gestaltungsalternativen und Klimatoleranz zu gewinnen. Um möglichst viele Bürger im EU-Raum für die Wiederbegrünungs-Aktion zu begeistern und Baum-Patenschaften (für 5 Euro) zu forcieren, wird "Life Terra" die Bäume geolokalisieren, um Nachvollziehbarkeit und Transparenz sicherzustellen. Auf der Web-App (https://app.lifeterra.eu) kann man bereits gepflanzte Bäumchen gegen eine Spende adoptieren, ihren Standort ermitteln und die Entwicklung am Bildschirm begleiten.

"Wir unterstützen die Idee, hier vor Ort Bäume zu pflanzen, die im Klima von ‚morgen‘ entstanden sind und sich den zu erwartenden Klimaveränderungen in Deutschland potentiell besser anpassen", unterstrich Jörg Deselaers als Kurator des Stifts Ehreshoven. Als promovierter Biologe begrüßte Engelskirchens Bürgermeister Dr. Gero Karthaus das Pilotprojekt, das innerhalb der Aggeraue an einem rege frequentierten Wanderweg liegt. "Ich drücke dem ersten EU-Wald in Engelskirchen die Daumen."

Quelle: Oberberg-Aktuell, Ute Sommer